Der Schriftsteller William Gibson erfand vor mehr als 30 Jahren den Cyberspace, eine neue, fremde Welt zwischen zwei Telefonbuchsen. Und heute? Was hat sich verändert?
Gibson: Ich hatte vor einigen Monaten eine Art Zeitreise-Erfahrung. Ich war in einem Bioladen in Vancouver, in einer Straße, wo Ende der sechziger Jahre die ersten Hippies lebten. Es war abends, kurz vor Weihnachten, ich musste einkaufen und stand an der Kasse, um sündhaft viel Geld für ein paar korrekt erzeugte Lebensmittel auszugeben. Um mich herum: lauter Leute um die dreißig, die auch einkauften, jung und gut ausgebildet. Für einen Augenblick sah ich diesen Laden mit den Augen eines Hippies von 1967. Ich schaute also von damals aus fast ein halbes Jahrhundert in die Zukunft und dachte: Wir haben gewonnen! Wie schön all diese Menschen sind!
SPIEGEL: Aber?
Gibson: So einfach ist es eben nicht. Klar, auf der einen Seite sind alle Styles in einem Biomarkt von heute irgendwie den damaligen Umwälzungen und Errungenschaften verpflichtet, die Klamotten, die Musik, das Essen. Aber es ist nur die halbe Geschichte. Denn womit verdienen die Leute, die vor mir in der Schlange standen, ihr Geld? Sie entwickeln Videospiele oder Software für Versicherungskonzerne. Das hat natürlich nichts mit dem zu tun, was die Hippies damals wollten.